22. Juni 2017

Infektion-/ Labordiagnostik

Die Toxoplasmose ist eine durch Parasiten übertragene Infektionskrankheit, deren rechtzeitige Erkennung in der Schwangerschaft von besonderer Bedeutung ist. Die Erreger (tierische Einzeller – ähnlich den Amöben) werden aus dem Darm von Katzen mit dem Kot ausgeschieden und gelangen mit ungenügend erhitztem (rohem) Fleisch oder sonstigen verunreinigten Lebensmitteln zum Menschen.

Die Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die meistens völlig unbemerkt für die Mutter abläuft. Es besteht aber bei einer frischen Infektion eine Infektionsgefahr für das ungeborene Kind bei nicht immunen Frauen.

Jährlich werden in Deutschland 2000 Kinder geboren, die an in der Schwangerschaft erworbener Toxoplasmose mit zum Teil schweren Folgen wie geistiger Behinderung und gestörtem Sehvermögen leiden. Durch eine gezielte antibiotische Behandlung in der Schwangerschaft ist es möglich nahezu alle schweren Folgezustände der Erstinfektion zu verhindern. Die besondere Problematik der Toxoplasmose besteht darin, dass ihr Auftreten meist völlig symptomlos erfolgt: eine rechtzeitige Erkennung in der Regel also nicht möglich ist. Das Resultat der Untersuchung entscheidet über die Notwendigkeit gewisser Vorsichts- und Therapiemaßnahmen und die Notwendigkeit von Kontrolluntersuchungen alle 8-12 Wochen. Im Erkrankungsfall werden selbstverständlich alle notwendigen Untersuchungen und Therapiemaßnahmen mit den gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet.

Kontrolle des Varizellen (Windpocken)-Immunstatus
Diese an sich harmlose Kinderkrankheit kann, wenn sie in der Schwangerschaft auftritt, gefährlich für das ungeborene Kind werden. Daher muss bei Kontakt mit an Windpocken Erkrankten möglichst umgehend die Immunitätslage bestimmt werden. Sinnvoll ist es zu Beginn der Schwangerschaft, den eigenen Immunitätsstatus zu kennen. Am Sichersten ist es, den Immunitätsstatus schon vor der Schwangerschaft zu wissen, um sich dann, falls noch kein Immunschutz besteht impfen zu lassen.

Kontrolle des Cytomegalie-Immunstatus
Asymptomatische Infektionsgefahr durch einen Virus der Mutter mit Schädigungsgefahr für das Kind
Gerade Mütter, die schon kleine Kinder im Haushalt haben oder Frauen , die mit kleinen Kindern oder in  Pflegeberufen und Kindergärten beschäftigt sind sollten kontrollieren, ob sich der Immunstatus in der  Schwangerschaft verändert.Seit neustem kann eine bestehende Infekt auch in der Schwangerschaft erfolgreich behandelt werden. Eine Kontrolle der Immunlage ist gerade bei den oben beschrieben  Frauen in der Schangerschaft in den ersten beiden Dritteln  der Schwangerschaft sinnvoll.

Kontrolle des Ringeröteln (Parvovirus)-Immunstatus
Eine häufige Kinderkrankheit (nicht mit Röteln zu verwechseln!) mit Schädigungsgefahr für das ungeborene Kind. Gerade wenn Kindergartenkinder in der Familie schon vorhanden sind, ist es zu Beginn der Schwangerschaft sinnvoll, den eigenen Immunitätsstatus zu kennen. Eine durchgemachte Infektion vor der Schwangerschaft schützt das Neugeborene.

Kontrolle des TSH basal-Wertes
Bestimmung eines Schilddrüsenwertes: nicht erkannte Funktionsstörungen können unter anderem Stoffwechselstörungen beim Kind hervorrufen, neuere Studien fanden Intelligenzdefizite bei Kindern von Müttern mit unerkannter Schilddrüsenstörung in der Schwangerschaft.  Sinnvoll ist es, den TSH Wert schon vor der Schwangerschaft zu überprüfen, da auch der Eintritt einer Schwangerschaft durch eine unerkannte Funktionsstörung der Schilddrüse erschwert werden kann.

AFP-Screening
Wenn beim Kind ein Neuralrohrdefekt vorliegt, kommt es zum Übertritt von AFP in das mütterliche Blut. AFP (Alpha-Fetoprotein) ist ein Eiweißkörper, der u.a. im Dottersack und der kindlichen Leber hergestellt wird. Die Bestimmung von AFP erfolgt in der 16. bis 18. Woche der Schwangerschaft. Aus dem AFP-Wert kann dann unter Berücksichtigung des Schwangerschaftsalters das Risiko für einen kindlichen Neuralrohrdefekt berechnet werden.

Bei den Neuralrohrdefekten handelt es sich um eine Gruppe von Fehlbildungen des Zentralnervensystems. Schwerste Fehlbildungen des Schädels und Gehirns sind mit dem Leben nicht vereinbar, andere wie die Spina bifida („offener Rücken“) können mit starken neurologischen Störungen wie Lähmungen und Einschränkungen der Blasen- und Darmfunktion verbunden sein.

Durch die Einnahme von Folsäure schon vor Beginn der Schwangerschaft kann das Risiko für diese Störungen um bis zu 80% reduziert werden.

Streptokokken-Scheidenabstrich
Streptokokken (genaue Bezeichnung: ß-hämolysierende Streptokokken Gruppe B) sind Bakterien, die relativ häufig in der Scheide und am Muttermund vorkommen. Bei bis zu 30 % aller Schwangeren finden sich diese Streptokokken im Genitaltrakt. Bei der Geburt kann es zu einer Übertragung dieser Bakterien auf die Neugeborenen und zur Entstehung einer schweren Erkrankung des Neugeborenen kommen. Diese kann innerhalb der ersten beiden Lebenstage oder auch als Spätform nach 7-10 Tagen auftreten. Die Sterblichkeit vor allem der Frühform ist hoch.

Beim Nachweis von Streptokokken bei einer Schwangeren besteht die Möglichkeit, eine Übertragung auf das Kind unter der Geburt durch die kurzzeitige Gabe von Penicillin unter der Geburt zu verhindern. Diese Penicillin-Prophylaxe ist immer dann anzuraten, wenn bei bekannter Besiedlung der Scheide mit Streptokokken noch zusätzlich eine Frühgeburt droht, Fieber unter der Geburt oder ein vorzeitiger Blasensprung auftritt oder die Schwangere bereits ein Kind mit Streptokokken – Infektion nach der Geburt hat. Inzwischen wird auch bei Frauen ohne Risikofaktoren bei einer Besiedlung der Scheide mit ß- Streptokokken eine kurzfristige antibiotische Behandlung unter der Geburt empfohlen.

Wir empfehlen eine Abstrichkontrolle aus Scheide und Enddarm vier bis sechs Wochen vor der Entbindung.